Wichtig und dringend?

Wichtig und dringend?

Nach einer anstrengenden Arbeitswoche stellt sich am Samstagmorgen irgendwann die Frage: was ist heute dran? Erledigen, was “wichtig und dringend” ist?

Gut, also frühstücken Angelika und ich mal zusammen – unter der Woche klappt das nicht! Heute sogar im Garten, wobei wir fast von einem Regenschauer überrascht werden.

Anschließend nehmen wir uns Zeit, gemeinsam zu beten, und wir sprechen über einen Abschnitt aus dem Johannes-Evangelium unter der Überschrift: “Woher nimmt Jesus das Recht für sein Handeln?” (Joh. 5, 19-30 in der Hoffnung für Alle):

Das steht fest: Von sich aus kann der Sohn gar nichts tun. Er folgt in allem dem Beispiel seines Vaters… Wer mein Wort hört und an den glaubt, der mich gesandt hat, der wird ewig leben. … Denn in Gott ist das Leben, und nach Gottes Willen hat auch der Sohn dieses Leben in sich.

Dann sitzen wir da. Viele Dinge gehen uns durch den Kopf – wo fangen wir jetzt an?

In Büchern und auf Fortbildungen wird gerne das Eisenhower-Prinzip vorgestellt: Aufgaben einteilen danach, ob sie wichtig oder dringlich sind.

Leider kann ich damit nicht viel anfangen. Was heißt “wichtig”? Was heißt “dringlich”? Der Spruch klingt gut – aber was bedeutet er konkret?

Ich versuche, den Spruch in konkrete Fragen zu übersetzen: angenommen, ich habe 10 E-Mails im Eingangsordner und will das wichtig/dringlich-Prinzip anwenden. Was tun?

  1. Möglichkeit: ich habe genug Zeit. Kein Problem – dann kann ich alle bearbeiten.

  2. Möglichkeit: ich habe auch noch etwas anderes vor. Dann frage ich mich für jede E-Mail:

    1. ist es wichtig, sie zu bearbeiten? Das heißt: was passiert, wenn ich sie nicht bearbeite? Das heißt konsequenterweise: kann ich sie gleich löschen?
    1. ist es dringend, sie zu bearbeiten? Das heißt: was passiert, wenn ich sie nicht jetzt bearbeite? Das heißt: kann ich die Bearbeitung aufschieben?

Hm! Ich habe mich manches Mal schon gewundert, dass ich auf eine E-Mail-Anfrage keine Antwort bekommen habe. Die Ursache könnte sein: der Empfänger hat die E-Mail als nicht wichtig betrachtet und sie einfach gelöscht. Mir dagegen ist es wichtig, auf eine Frage auch per E-Mail eine Antwort zu geben.

Die E-Mails, die nach diesem Filter übrig bleiben, sind wichtig und dringend, ich muss sie also jetzt bearbeiten. Ja super – wenn das aber immer noch viele sind? Wenn ich gewissenhaft antworte, kosten mich diese E-Mails viel Zeit.

Da hat Angelika eine Idee (das Angelika-Prinzip?): wie perfekt muss die Antwort denn sein? Kann ich die E-Mails nicht schneller bearbeiten? Das hört sich an wie das Pareto-Prinzip: kann ich mit 20% der Zeit, die ich sonst in die E-Mails reinstecken würde, zu 80% erreichen, was mir wichtig ist – nämlich jede ernst gemeinte E-Mail zu beantworten?

Wie soll das denn gehen? E-Mails 5x so schnell beantworten – sie nicht nochmal durchlesen, Schreibfehler drinlassen, die erste Formulierung gewinnt? Diese “5x so schnell-Theorie” geht auf jeden Fall nur für Dinge, die nicht unbedingt zu 100% erledigt werden müssen… Also gut, ich stelle mir also die weitere Frage:

    1. wie gründlich muss ich die E-Mail bearbeiten? Das heißt: was passiert, wenn ich sie schnell bearbeite?

Bin ich jetzt schlauer? Oh, es ist schon Samstag Mittag! Aha – war es überhaupt wichtig, diesen Artikel zu schreiben? Vielleicht können Sie ja was damit anfangen…