Einweihung des Mosaiks 11. April 2010

Am Sonntag, 11. April 2010 wurde das mehr als 5 Meter breite Mosaik im Foyer des Gemeindezentrums enthüllt und eingeweiht. Im Anschluss an den Gottesdienst stellte der Ulmer Maler und Glaskünstler Hermann Geyer sein Werk vor, gefolgt von dem ersten gemeinsamen Gemeinde-Essen im neuen Gemeindezentrum. Das Mosaik wurde gespendet von einem Gemeindeglied – einer Kusine des Künstlers, die damit ihren Dank für die Heimat in der Kirchengemeinde ausdrückte.

Mosaik-Ausschnitt: Fischer

Das Thema des Kunstwerks

In der Predigt vor der Enthüllung des Kunstwerks hatte Pfarrer Rau das Thema beleuchtet: den Bericht aus dem Lukasevangelium über den Fischzug des Petrus (Lukas 5,1-11) – den erfolglosen nächtlichen Fang und den reichen Fang auf das Wort Jesu hin – entgegen aller handwerklichen Weisheit. So wurde deutlich, wie Gott auch heute unsere Gaben einsetzen möchte, wenn wir sie ihm zur Verfügung stellen. Dass dies nicht immer glatt geht, wurde beispielhaft an dem roten Petrus-Fisch im Bild, dem der Hummer als angedeuteter “Widersacher” gegenübersteht.

Aus der Einführung des Künstlers

Anfang Oktober 2009 gab die evangelische Kirchengemeinde Sersheim den Startschuss für das Mosaik, und bis Weihnachten hatte der Künstler das Bild ohne größere Pausen fertig “mosaiziert”. “Man muss dran bleiben jeden Tag, sonst kann man neu anfangen!”

Die Vorräte für das Mosaik schlummerten schon lange in verstaubten Kisten im Keller – bis dieser Auftrag sie aufweckte! Die Mosaiksteine sind aus Glas, das in flüssiger Form gegossen wird “wie Pfannkuchen”. Der Künstler schnitt die Stücke mit dem Glasschneider in die gewünschte Form, klebte sie seitenverkehrt auf Papier und drückte diese Platten im fertigen Kunstwerk in den nassen Putz. Noch wenige Tage vor der Enthüllung wurden die zunächst weißen Fugen mit grauer Farbe neu ausgefugt, damit die Farben noch besser zur Geltung kommen.

Die seitenverkehrte Arbeit ist kompliziert, denn die Glasplatten haben eine raue und eine glatte Seite, auch kann die Rückseite eine andere Farbe haben als die Vorderseite. Als Linkshänder meisterte der Künstler diese Aufgabe aber ohne Problem, denn er kann auch mit der linken Hand so schnell schreiben wie mit der rechten!

Das Bild besteht aus verschiedenen Teilen, deren Grenzen aber “versteckt” sind, damit das Handwerkliche nicht in den Vordergrund tritt. “Der Betrachter soll Freude daran haben!”, so der Künstler. Viele Kleinigkeiten erschließen sich dem Betrachter erst im Lauf der Zeit. Damit stellt das Bild den Besuchern des Gemeindezentrums die Aufgabe: “anschauen, was alles darin zu finden ist!”

Nur wenige der Einzelheiten beleuchtete der Künstler in seinem kurzen Vortrag (“schließlich bin ich Künstler und kein Redner!”):

  • die Fische in den Wellen, die im Entwurf nicht vorgesehen waren;
  • die Kork-Kugeln im Netz, die das Netz auf dem Wasser halten – und dem Betrachter helfen, das Netz im Bild zu finden;
  • Muscheln und Seesterne im Netz;
  • eine geöffnete Muschel mit Goldperle, die auf Christus hinführt;
  • der rote Petrus-Fisch, den es im See Genezaret gibt;
  • im oberen hellen Teil versteckte Vögel – die Taube über Christus versinnbildlicht den Heiligen Geist.

Im Mosaik erkennt man allerdings nicht jeden Fisch genau – anders als in manch antiken Mosaiken, wie der Künstler sie etwa vor 30 Jahren in Tunis besichtigt hat. Damit lässt er Raum für die Deutung: “die Deutung müssen andere machen, nicht der Maler!”

In welche Richtung diese Deutung gehen könnte? Zum Beispiel, indem sie dem Bildaufbau von rechts her zum linken Rand folgt. Dort hat das Bild keinen Abschluss, sondern endet offen und möchte den Betrachter hineinnehmen in den fortlaufenden “Fischzug”, der auch heute in Sersheim den Menschen die Liebe Gottes nahe bringen möchte.