Radtour Sersheim – Freudenstadt – Murgtal
Der Traum, das Murgtal von Freudenstadt nach Karlsruhe abwärts zu fahren, platzte im Sommer 2016 mit einem Plattfuß. Ein neuer Versuch im Juni 2017 klappte besser…
Rückblick: Plattfuß einige Kilometer vor Freudenstadt – so endete im Sommer 2016 mein Traum, einmal das Murgtal abwärts, also viele Kilometer weit bergab zu fahren. Im Juni 2017 fahre ich wieder los Richtung Freudenstadt!
(Klick auf ein Bild zeigt es groß)
Nach der Abfahrt um ca. 5:15 Uhr bei 18° und einer kurzen Pause (Banane) am Bahnhof in Neuenbürg: Rast und Vesper in Enzklösterle am sonnigen Bänkle (8:05 Uhr):
Dann geht’s vollends hoch: Besenfeld an der B294, 16 km vor Freudenstadt (Blick zurück um 8:50 Uhr).
Endlich um 1/2 10 Uhr in Freudenstadt:
Nach ca. 93 km und 4 Stunden Fahrt – nicht das beste Tempo, aber ich hatte ja Gegenwind aus Süden.
Ich vespere meinen Proviant und rufe daheim an.
Die Kreuzung am Marktplatz gibt klare Auskunft, wie’s weitergeht: “Karlsruhe 76 km”:
Jetzt kommt der interessante Teil: letztes Jahr fuhr ich das Murgtal im Zug abwärts, das Fahrrad mit Plattfuß dabei. Nun schaue ich mir das Tal von der Straße aus an! Abwärts geht’s – ich fahre die Murgtalstraße B462 abwärts, immer am Forbach entlang. Nach kaum 5 Minuten: laut Karte Friedrichstal:
Gleich darauf Baiersbronn:
Ab hier geht es weiter an der Murg, die in Baiersbronn von links an der Ruhesteinstraße entlang kam.
Etwas später links im Tal: Blick auf Röt
Da summt es um mich wie ein Bienenschwarm – eine Kolonne Mofas und Mopeds von hinten! Ich fahre mein Tempo weiter und wiederstehe der Versuchung eines Wettrennens, schließlich habe ich noch eine weite Strecke vor mir… Die Kolonne will nicht aufhören. Aber manche brauchen Schützenhilfe:
Auf der bequem breiten Straße geht es mal mitten im Tal über die Murg, mal zwischen Berg, Felsen und Wald entlang:
Um 1/2 11 Uhr an der Abzweigung nach Sand und Schwarzenbachtalsperre: ein Radfahrer von links! Ich fahre einfach mal meine Strecke weiter, ohne nach ihm zu schauen, und warte, ob er mich gleich überholt – aber da kommt nix…
Durch die Bäume rechts der Straße ahne ich einen See – laut Karte das “Ausgleichsbecken Forbach”. Das sieht schön aus, doch leider bleibt mir kein brauchbares Foto. Erst nach Forbach lässt ein Blick zurück das wilde Auf und Ab der Gegend ahnen:
Um 10:45 Uhr kommen mir auf der atemberaubenden Brücke hoch über der Murg zwei Radfahrer entgegen. Links hoch über dem Tal liegt Bermersbach. Rechts vor mir ein Fahrrad.
Rechts vor mir ein Fahrrad? Ja, tatsächlich – die Dame mit dem E-Bike fährt schon eine Weile vor mir her. Ein anderer Rennradfahrer hat sie überholt, ich aber bin beschäftigt mit der Kamera und fahre ungefähr so schnell wie sie.
An der Abzweigung nach Langenbrand ist das E-Bike direkt vor mir:
Wieder führt eine Brücke hoch übers Tal und gibt den Blick frei nach rechts auf Langenbrand, vor den imposanten bewaldeten Höhen:
Nun geht es zügig abwärts nach Weisenbach (schon “Landkreis Rastatt”). Kurz vor 11 Uhr in Obertsrot mit Blick auf Schloss Eberstein – das fühlt sich schon an wie “unten im Tal angekommen”:
Einige Minuten später vor Gernsbach wird die B462 zur Kraftfahrstraße. Das war zu befürchten, und jetzt darf ich den Weg suchen!?
Ich biege von der B462 rechts ab Richtung Baden Baden, Bad Herrenalb und “hist. Altstadt”. Am Ortsende führt die Strecke wieder auf die B462 – die Kraftfahrstraße führte wohl nur durch den Tunnel unter Gernsbach, juhu!
Beim nächsten Ort – Hörden – fahre ich wieder raus. Ich suche eine normale Landstraße… Die Straße geht meist an der Murg entlang, in den Ortschaften verliere ich aber die Orientierung. Zwischendurch fahre ich ein Stück auf dem Murgtalradweg, verlasse ihn aber nach einigem Klein-Klein wieder.
In Gaggenau schließlich zeigt ein Blick zurück die Schwarzwaldhöhen bereits in einiger Ferne:
Meine Taktik ist, eine ebene Strecke nach Malsch und Ettlingen zu finden, also nicht von Gaggenau nordöstlich bergauf, sondern eher nördlich direkt in der Ebene.
Zunächst finde ich den “Baumarkt”, der mir als Orientierung in Gaggenau genannt wurde, und mache Mittagspause. Dann scheint die Karte etwas anderes zu zeigen, als was ich auf der Straße finde… Ich fahre durch Bischweier und lande schließlich vor Bietigheim (nein, nicht das bei Ludwigsburg!) und Muggensturm:
Im Nachhinein betrachtet war das wohl nicht so schlecht. Wenige Minuten danach allerdings verpasse ich die Abzweigung Richtung Malsch (nein, nicht das bei St. Leon-Rot!). Unerwartet fahre ich über die Autobahn und finde mich auf der B3 wieder!
Na gut, die B3 kenne ich von der Strecke Stettfeld – Heidelberg. Aber hier bei Karlsruhe wollte ich eigentlich eine kleinere Straße fahren… Die Warnung am Straßenrand: “Hallo Raser, wir warten” nehme ich mir natürlich zu Herzen:
Die Strecke geht kilometerlang geradeaus, dann eine kleine Kurve (im Nachhinein: wieder die Abzweigung nicht genommen!), dann wieder kilometerlang geradeaus direkt neben der Autobahn.
Es geht an Ettlingen vorbei, auch die Auffahrt zur Autobahn lasse ich rechts liegen, und gelange endlich am Rand des Rheintals entlang: Wolfartsweier, Durlach (fühlt sich an wie Stadt Karlsruhe), und endlich ein Schild nach “Pfinztal”!
Ich fahre durch Grötzingen nach Berghausen. Hier bin ich auf vertrautem Gelände: die Runde über Pforzheim – Berghausen – Bretten fahre ich meist einmal im Jahr Sonntag morgens vor dem Gottesdienst. Am Brunnen in Berghausen mache ich Rast – wie gewohnt – und rufe daheim an. Es ist kurz nach 13 Uhr.
Der Rest ist bekannt – nur dass ich wegen der späteren Uhrzeit in Bretten durch den Ort fahre und auch dort den direkten Weg hindurch nicht finde. Von den Passanten kennt sich anscheinend auch niemand aus. In Knittlingen zeigt der Tacho 200 km. Um 15:45 Uhr, nach fast 9 Stunden reiner Fahrtzeit, bin ich daheim.
Ich danke Gott für die Bewahrung, das schöne Wetter und die Kraft!
Würde ich es wieder tun? Da bin ich mir nicht sicher. Das Stück Strecke um Karlsruhe möchte ich so nicht nochmal fahren. Aber von Freudenstadt bergab – das war sehr schön!
Wer sollte da nicht einstimmen in das Lob des Schöpfers:
Der Himmel rühmt die Herrlichkeit Gottes,
und die Wölbung bezeugt des Schöpfers Hand.
Ein Tag sprudelt es dem anderen zu,
und eine Nacht gibt der nächsten die Kunde davon.
Sie sagen kein Wort;
man hört keinen Laut,
und doch geht ein Klingen über die Erde,
ein Raunen bis zum Ende der Welt.
(Psalm 19)